Nixstein - Sage in Strehla

Erforschen Sie die Märchen und Sagen rund um den Nixstein!
Entdecken Sie verführerische Nixen und geheimnisvolle Seerosen!

Der Nixstein und seine Sage

Die folgenden Text wurde uns freundlicher Weise von der Gemeindeverwaltung Strehla zur Verfügung gestellt. (Quelle: Stadt Strehla)

Früher zog sich quer durch die Elbe eine Felsengruppe, die mit Sicherheit die Ursache für die hiesige Furt gewesen ist. Durch die Regulierungsbauten an der Elbe gelangten zwei der Felsen in den eigentlichen Strom. Sie wurden zunehmend zum Schiffahrtshindernis und mußten 1936/37 gesprengt werden.

Der dritte aber ist im Elbdeich erhalten geblieben und erinnert noch heute an die vielen Sagen, die sich um diese Felsen rankten. Eine Vielzahl von Volkserzählungen und Sagen wurden über Jahrhunderte und Generationen hinweg durch Weitererzählen überliefert. Sie bilden einen heute oft noch unterschätzten Teil unseres Kulturerbes. Einige davon haben wir aus der leider vergriffenen Broschüre "Geschichten und Sagen um Strehla und den Nixstein" entnommen und für Sie ausgewählt:

Mit Klick auf den Titel öffnet sich die jeweilige Sage

In altersgrauer Vorzeit waren die Menschen sehr empfänglich für das wunderbare Leben und Weben in der Natur. Da der Mensch jedoch die unendlichen Geheimnisse nicht enträtseln konnte, bevölkerte er seine natürliche Umgebung mit Phantasiegebilden, mit Geistern, die bald mild, leicht und verlockend, bald düster, zornig und verderblich waren. Die Geister der Quellen, Bäche, Ströme, Teiche und Seen waren die Nixen, jene tückischen Wassergeister, die mit unwiderstehlicher Macht die Herzen der Menschen verzauberten. Häufig lockten oder zogen die weiblichen Nixen Jünglinge, die männlichen aber schöne Jungfrauen zu sich in die Tiefe der Gewässer. Der Mensch verdrängte die Naturgeister durch intensive Bebauung des Bodens; so verschwanden sie durch Glockengeläut, geräuschvolle Tätigkeiten und wälderlichtende Bodenkultur.

Tückische Nixen zogen um "Johanni" trotzdem ihre Opfer ins Wasser, seit sie freiwillig niemand mehr bekamen. An germanische Wassergeister erinnert noch heute die weiße Seerose, die den Namen Nixblume führt. Sie sei eine verwandelte Seejungfrau, die um Mitternacht als weiße Elfe auf dem Wasserspiegel tanzt. Unter den breiten Blättern der Pflanze versteckt sich lauernd der Nix. So schön wie die Seerose ist, so war sie doch von jeher dem Menschen unheimlich, denn gar manche, die diese Blume holen wollten, ertranken oder wurden von langen kräftigen Stengeln umschlungen und solange unter Wasser festgehalten, bis sie erstickten. Daher empfand man fast überall eine Scheu vor ihr und warnte besonders die Kinder. Die schöne Blume wird von bösen Geistern, vor allem Nixen, eifrig bewacht und ist nur mit größter Vorsicht zu holen.

Man darf sie deshalb lediglich mit der Hand pflücken, nachdem man die Blume zuerst freundlich besprochen hat. Auf keinen Fall darf die Seerose mit einem Messer geschnitten werden, da sonst Blut aus dem Stengel fließt und der Frevler deshalb solange von bösen Geistern in seinen Träumen geplagt oder gar im selben Moment von einer dunklen Gestalt, dem "Nixus", in die schaurige Tiefe hinabgezogen wird.

Ja, die reizende Seerose war in manchen Gegenden zu allen Zeiten so schädlich, daß, wer sie auch nur in die Hand nahm, dann sogleich die "fallende Sucht" bekam. In den wasserreichen Landstrichen der Elbaue zwischen Strehla und Wittenberg waren zahlreiche phantastische Sagen von Nixen verbreitet. Hier sah man zum Beispiel früher verkrüppelte, blöde und geistesschwache Kinder allgemein als "Nixenkinder" an. Wenn da ein Kinderwagen mit einem jungen Menschenkind darin auch nur wenige Augenblicke unbewacht am Wasser stand, stahl nach altem Nixenbrauch die Nixenmutter den kleinen Erdenbürger und legte dafür ihr eigenes Kind in den Wagen. Um sich gegen solchen "Wechselbalg" zu sichern, mußte stets das Gesangbuch im Kinderwagen liegen, um gegen Nixenränke und –tücken gefeit zu sein. Die alten Nixensagen aus dem wasserreichen Land entlang der mittleren Elbe zaubern ein gutes Stück einstigen germanischen und auch slawischen Volksglaubens zurück. Sie zeigen aber auch zugleich ihren hohen erzieherischen Wert der damaligen Zeit, indem man nach alten Überlieferungen so manches wertvolle Menschenleben vor den Gefahren tiefer und unbekannter Gewässer bewahrte.

Als dereinst im Strehlaer "Ratskeller" ein Tanzvergnügen der Jugend stattfand, hatten sich zwei flotte Burschen besonders zweier hübscher blonder Mädchen in langen weißen Tanzgewändern angenommen.

Den ganzen Abend tanzten sie nur mit ihnen. Ihr freundliches und anschmiegsames Wesen und die aufmunternden Gesten gefielen ihnen. Als sich das aufreizende Spiel der schönen Tänzerinnen seinem Höhepunkt näherte, erweckte es das Begehren der jungen Tänzer noch mehr. Jedoch kurz vor Mitternacht verließen die schönen Mädchen den Ballsaal. Die Strehlaer Jünglinge setzten ihnen eilig nach. Ihr Weg führte sie durch den Schloßgarten, die nahen Elbwiesen hin zum gefährlichen Ufer des Nixsteins. Schon kündeten zwölf Glockenschläge der Turmuhren die mitternächtliche Stunde an, da warfen die reizenden Balljungfern ihre menschliche Kleidung ab und verschwanden kichernd in den Fluten der Elbe. Das war so Nixenbrauch! Als die Jünglinge von ihrem nächtlichen Ausflug in den Ballsaal zurückkehrten und atemlos von ihrem Erlebnis berichteten, wurden sie von den anderen Tänzern schnell darüber aufgeklärt, in welcher Gefahr sie soeben geschwebt hatten. Die beiden verliebten Jünglinge konnten froh sein und von Glück reden, daß sie den Nixen nicht zu weit an das Wasser gefolgt waren. So kamen sie gerade noch mit dem Leben davon!

Die an Strehla vorüberfließende Elbe verbarg einst außer dem Nixstein noch ein weiteres Geheimnis. Das waren die Hungersteine, die etwa 1 km oberhalb des Nixsteinfelsens im Wasser der Elbe verborgen lagen. Man konnte sie in der Nähe der Anlegestelle der "Kleinen Fähre" auf Lorenzkirchner Seite finden. Im allgemeinen ständig von den Wogen der Elbe überflutet, waren sie oft jahrelang unsichtbar. Doch in sehr trockenen Jahren, wo es monatelang keinen Regen gab und dadurch die Elbe nur noch wenig Wasser führte, traten sie als runde glatte Felskuppen plötzlich unweit des Ufers hervor. Das geschah dann, wenn ein Erwachsener bequem den Elbstrom durchwaten konnte. Das Hervortreten der Hungersteine erfüllte die Bevölkerung beiderseits der Elbe mit Angst und Schrecken. Ihr Erscheinen zeigte an, daß nach erheblichem Niederschlagsdefizit ein Hungerjahr in Aussicht stand.

Solche Dürrezeiten, die alle Quellen, Bäche, Brunnen versiegen ließen, soll es in der Vergangenheit recht oft gegeben haben. So zum Beispiel in den Jahren 1770, 1771, 1859 und 1911. Trockenheit, Wassernot und Mißernten steigerten immer wieder die Not und Armut der damaligen Landbevölkerung ins Unermeßliche. Die Ruhr, als Folgeerscheinung, war noch mehr gefürchtet. Sie trat in früheren Zeiten immer wieder in Verbindung mit Dürrezeiten auf und raffte viele Menschen hinweg. 1859 regnete es über 20 Wochen lang keinen einzigen Tropfen. Im Sommer herrschten wochenlang Spitzentemperaturen um 30°C.

1865 dauerte die große Trockenheit gar von Juni an bis Neujahr 1866. Auf den Äckern der Bauern verdorrte alles Korn, und die Wiesen vertrockneten. Das Vieh mußte abgeschlachtet werden. 1874 war das ebenso. Die bis Ende Januar 1875 anhaltende Trockenheit erforderte eine strenge Rationierung des Trinkwassers für Mensch und Tier. Die Brunnen waren tagsüber verschlossen und nur abends konnte eine kleine Ration Trinkwasser aus den öffentlichen Stadtbrunnen ausgegeben werden. Sobald die Nachricht, "In Strehla schauen die Hungersteine aus der Elbe", die Ohren der Bürger und Bauern in und um Strehla erreichte, mußten Vorkehrungen gegen eine lang anhaltende Dürreperiode, verbunden mit Hunger- und Wassernot, getroffen werden. Obwohl auch die Hungersteine längst aus dem Flußbett der Elbe durch Sprengungen im Jahre 1929 verschwunden sind, hat sich bis in die heutige Zeit die Legende von den Strehlaer Hungersteinen erhalten.